Dienstag, 11. Juni 2013, 19 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr)
Dresden, Heinrich-Schütz-Residenz, Am Neumarkt 12
Lesung, Gesang und Diskussion
Biographie und Jahrhundertporträt: Im Lebensweg des Musikgenies Richard Wagner spiegeln sich die Hoffnung und Brüche des 19. Jahrhunderts wie auf einer Opernbühne wieder. Er revolutionierte das Genre der Oper und führte das Musiktheater auf einen seither nicht mehr erreichten Zenit.
Arbeit, Nation und Weltbürgertum: Diese Leitideen des 19. Jahrhunderts bestimmen auch das künstlerische Schaffen Wagners. Die Schauplätze sind die Stadtgesellschaften des bürgerlichen Zeitalters: Leipzig und Dresden, Mailand, Wien, Bologna, Bayreuth, Venedig und vor allem Paris, die Kunstmetropole, auf die Wagners Ambitionen gerichtet sind. Natürlich gab es z.B. mit Guiseppe Verdi, welcher im selben Jahr geboren wurde, einen Konkurrenten im Kampf um die Gunst des Publikums. Doch erst die Nachgeborenen brachten Deutschtum gegen Italianità in Stellung und konstruierten künstlerische Gegensätze zwischen Harmonie und Melodie oder Tiefsinn und Leichtigkeit. Und auch die Legende, die den Komponisten Wagner zum glühenden Nationalisten machte, hat die Nachwelt gestrickt. Eberhard Straub entdeckt dagegen in Wagner einen europäische Patrioten wieder und in seiner Musik eine wahrhaft europäische Kunst.
Sehr geehrte Gäste der Dresdner Literaturlounge,
was verbindet Richard Wagner mit der Bürgergesellschaft des 21. Jahrhunderts? Augenscheinlich ist Wagner „nur“ ein urdeutscher Komponist. Sein Werk widmete sich hauptsächlich der deutschen Geschichte. Doch gibt dies die Intention des Komponisten wirklich wieder? Richard Wagner lebte in Dresden und wurde in Leipzig geboren. Häufig machen wir uns die europäische Dimension seines Denkens und Handelns nicht bewusst. Wagner dachte und lebte international, Mailand, Wien, Bologna, Bayreuth, Venedig und vor allem Paris waren Stationen seines Lebens. Impressionen seiner Reisen und Erlebnisse in anderen Ländern fanden Eingang in seine Musik und wurden so Bestandteil seines künstlerischen Erbes.
Lassen wir uns von Wagners Geist beseelen, wenn auch wir über die Grenzen Sachsen schauen. Seien wir engagiert und offen dafür, auch unser Leben durch Impulse eines vereinten Europas bereichern zu lassen.
Ihr Dr. Matthias Rößler
Präsident des Sächsischen Landtages
Als Sohn des Althistorikers Johannes Straub wurde er am 30.12.1940 in Berlin-Charlottenburg geboren. Er studierte von 1962 bis 1968 Geschichte, Alte Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie an den Universitäten Bonn, München, Turin und Wien. 1968 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert, 1977 habilitierte er sich ebendort. Von 1970 bis 1974 führten ihn Forschungsreisen nach Spanien, New York und Wien. Anschließend war er bis 1986 Feuilleton-Redakteur bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", danach bis 1989 bei der "Stuttgarter Zeitung", schließlich für ein halbes Jahr bei der "Die Welt". Daraufhin wurde er Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen (bis 1997) und war Herausgeber der Zeitschrift „Wirtschaft und Wissenschaft“. Seit 1998 lebt und arbeitet er als freier Autor in Berlin.
Straubs Forschungsschwerpunkte sind Kulturgeschichte, historische Biographie sowie Ländergeschichte (Spanien, Preußen). Daneben schreibt er auch zu literatur-, kunst- und musikgeschichtlichen Themen. Als Historiker geht es ihm vorzüglich um die Erhellung mentalitärer und universalgeschichtlicher Grundtendenzen einer Epoche sowie um die geistesgeschichtliche und sozialpsychologische Einordnung historischer Persönlichkeiten jenseits strukturgeschichtlicher und soziologischer Schemata. Ihr essayistischer, anekdotenreicher Stil und der Verzicht auf einen wissenschaftlichen Apparat machen seine Bücher auch für einen nicht-akademischen Leserkreis attraktiv, während andererseits der Reichtum an Anspielungen und versteckten Zitaten sowie der latente Rekurs auf historische Grundtatsachen eine wenigstens rudimentäre Kenntnis der Thematik in der Regel voraussetzen.
Als Journalist schreibt Straub unter anderem für die Berliner Zeitung, die FAZ und die Süddeutsche Zeitung. Des Weiteren nimmt er auch publizistische Aufträge aus der Wirtschaft an. Er gehörte lange Jahre zum festen Autorenstamm des Siedler-Verlages.
1994 war er einer der Autoren des neurechten Sammelbands "Die selbstbewusste Nation".
Bariton Johannes Beck wird die "Wagner-Lesung" musikalisch begleiten und umrahmen.
Er wurde in Eisenstadt, in Österreich geboren und entdeckte früh seine Liebe zum Gesang. Johannes Beck studierte an der Musikhochschule in Graz und erhielt dort das Diplom mit Auszeichnung. In den USA setzte er seine Ausbildung an der Baylor University in Waco und an der Juilliard School in New York fort.
Johannes Beck wurde mehrfach mit Preisen beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" ausgezeichnet und gewann 1995 den Eisteddfod Wettbewerb in Llangollen, Wales.
1994 trat er sein erstes Engagement als Mitglied des Opernstudios am Opernhaus Zürich an. Ein Jahr später wechselte er an das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper in München. Ab 1997 war Johannes Beck Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, wo er über 20 Partien seines Fachs sang. Gastengagements führten ihn in dieser Zeit an die Kammeroper Wien und die Musikalische Komödie Leipzig, außerdem trat er bei den Festspielen in Edinburgh, Palma de Mallorca und Mörbisch auf. Seit 2007 gehört/e er an bzw. gastiert/e Johannes Beck an der Oper Köln, Oper Leipzig und an den Theatern in Altenburg-Gera und Koblenz. Konzertengagements führten ihn auch nach London, New York und Wien.
»Mit diesem Buch sind wir wohl gerüstet für das Jubiläumsjahr 2013 ... dichter Lesestoff für profunde Kenner des jeweiligen musikalischen Werkes, aber auch lockende Lektüre für alle, die wenig wissen, aber gern Biographie lesen.« Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 4.12.2012
»Die Biografien der beiden Künstler, denen vor allem die Musikwelt im beginnenden Jahr gedenken wird, zeigt viele Parallelen. Zu zeigen, wie die Art, in der sie sich und ihre Ideen entfalten konnten, von persönlichen wie historischen Konstellationen abhängt, ist Verdienst eines Buches von Eberhard Straub, das den Reigen der Veröffentlichungen im Jubiläumsjahr eröffnet.« Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse, 02.01.2013
»Eberhard Straub schreibt unterhaltsam, spannend und mit großer Sachkenntnis.« Dorothea Hußlein, BR Klassik, 12.01.2013
»Wagner und Verdi stehen exemplarisch nicht nur für die Entwicklung des Musiktheaters, sondern verkörpern das bürgerliche Jahrhundert, in dem sie lebten und wirkten.« Christoph Schmitz, Deutschlandfunk, 13.1.2013
»Sie gelten als Antipoden nicht nur der Opernästhetik, sondern ganzer Kulturen: Musikantentum gegen Vergeistigung, Bühnenblut gegen Intellekt, Abgeordneter gegen Königsliebling, Humandrama gegen Menschheitsmythos. Fast nichts an dieser Dialektik hält näherer Prüfung stand ... Das Werk Straubs ist dank des perspektivischen Blicks vor allem ein Jahrhundertporträt.« Christian Ruf, Dresdner Neueste Nachrichten, 14.01.2013
Fotos: André Henschke