Donnerstag, 24. Oktober 2013, 20.15 Uhr (Einlass ab 19.45 Uhr)
Chemnitz, Das TIETZ, Moritzstr. 20 (im Rahmen der Festwoche 100 Jahre DAS tietz)
Lesung, Musik und Diskussion
Jubiläumsjahr 2013: 200. Geburtstag von Richard Wagner und Giuseppe Verdi Doppelbiografie und Jahrhundertporträt: In den Lebenswegen der beiden Musikgenies spiegeln sich die Hoffnungen und Brüche des 19. Jahrhunderts wie auf einer Opernbühne. Auf verschiedene Weise revolutionierten sie beide das Genre der Oper und führten das Musiktheater auf einen seither nicht mehr erreichten Zenit.
Arbeit, Nation und Weltbürgertum: Diese Leitideen des 19. Jahrhunderts bestimmten auch das künstlerische Schaffen Wagners und Verdis. Die Schauplätze sind die Stadtgesellschaften des bürgerlichen Zeitalters: Leipzig, Dresden, Chemnitz, Mailand, Wien, Bologna, Bayreuth, Venedig und vor allem Paris, die Kunstmetropole, auf die Wagners und Verdis Ambitionen gerichtet sind. Natürlich waren sie Konkurrenten im Kampf um die Gunst des Publikums. Doch erst die Nachgeborenen brachten Deutschtum gegen Italianità in Stellung und konstruierten künstlerische Gegensätze zwischen Harmonie und Melodie oder Tiefsinn und Leichtigkeit. Und auch die Legende, die die beiden Komponisten zu glühenden Nationalisten machte, hat die Nachwelt gestrickt. Eberhard Straub entdeckt dagegen in Wagner und Verdi zwei europäische Patrioten wieder und in ihrer Musik eine wahrhaft europäische Kunst.
2013 wird der 200. Geburtstag von Richard Wagner (*22. Mai 1813) und Giuseppe Verdi (*10. Oktober 1813) gefeiert. Diese europäische Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts – ebenso elegant wie anschaulich geschrieben – ist zugleich Doppelbiografie und Jahrhundertporträt.
Sehr geehrte Gäste der Chemnitzer Literaturlounge,
ich freue mich außerordentlich, das die Literaturlounge mit dem Doppeljubiläum von Richard Wagner und Guiseppe Verdi nach Chemnitz gefunden hat und dies im Rahmen eines weiteren Jubiläums: 100 Jahre "Das Tietz".
Was verbindet Richard Wagner mit der Bürgergesellschaft des 21. Jahrhunderts? Augenscheinlich ist Wagner „nur“ ein urdeutscher Komponist. Sein Werk widmete sich hauptsächlich der deutschen Geschichte. Doch gibt dies die Intention des Komponisten wirklich wieder?
Der in Leipzig geborene Richard Wagner hatte viele Stationen, auch Chemnitz zählte dazu. Hier fand er Schutz bei seiner Schwester Clara, als er nach dem gescheiterten Mai-Aufstand in Dresden 1849 flüchten musste.
Häufig machen wir uns die europäische Dimension seines Denkens und Handelns nicht bewusst. Wagner dachte und lebte international, Mailand, Wien, Bologna, Bayreuth, Venedig und vor allem Paris waren Stationen seines Lebens. Impressionen seiner Reisen und Erlebnisse in anderen Ländern fanden Eingang in seine Musik und wurden so Bestandteil seines künstlerischen Erbes.
Lassen wir uns von Wagners Geist beseelen, wenn auch wir über die Grenzen Sachsen schauen. Seien wir engagiert und offen dafür, auch unser Leben durch Impulse eines vereinten Europas bereichern zu lassen.
Ihr Dr. Matthias Rößler
Präsident des Sächsischen Landtages
Als Sohn des Althistorikers Johannes Straub wurde er am 30.12.1940 in Berlin-Charlottenburg geboren. Er studierte von 1962 bis 1968 Geschichte, Alte Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie an den Universitäten Bonn, München, Turin und Wien. 1968 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert, 1977 habilitierte er sich ebendort. Von 1970 bis 1974 führten ihn Forschungsreisen nach Spanien, New York und Wien. Anschließend war er bis 1986 Feuilleton-Redakteur bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", danach bis 1989 bei der "Stuttgarter Zeitung", schließlich für ein halbes Jahr bei der "Die Welt". Daraufhin wurde er Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen (bis 1997) und war Herausgeber der Zeitschrift „Wirtschaft und Wissenschaft“. Seit 1998 lebt und arbeitet er als freier Autor in Berlin.
Straubs Forschungsschwerpunkte sind Kulturgeschichte, historische Biographie sowie Ländergeschichte (Spanien, Preußen). Daneben schreibt er auch zu literatur-, kunst- und musikgeschichtlichen Themen. Als Historiker geht es ihm vorzüglich um die Erhellung mentalitärer und universalgeschichtlicher Grundtendenzen einer Epoche sowie um die geistesgeschichtliche und sozialpsychologische Einordnung historischer Persönlichkeiten jenseits strukturgeschichtlicher und soziologischer Schemata. Ihr essayistischer, anekdotenreicher Stil und der Verzicht auf einen wissenschaftlichen Apparat machen seine Bücher auch für einen nicht-akademischen Leserkreis attraktiv, während andererseits der Reichtum an Anspielungen und versteckten Zitaten sowie der latente Rekurs auf historische Grundtatsachen eine wenigstens rudimentäre Kenntnis der Thematik in der Regel voraussetzen.
Als Journalist schreibt Straub unter anderem für die Berliner Zeitung, die FAZ und die Süddeutsche Zeitung. Des Weiteren nimmt er auch publizistische Aufträge aus der Wirtschaft an. Er gehörte lange Jahre zum festen Autorenstamm des Siedler-Verlages.
1994 war er einer der Autoren des neurechten Sammelbands "Die selbstbewusste Nation".
»Mit diesem Buch sind wir wohl gerüstet für das Jubiläumsjahr 2013 ... dichter Lesestoff für profunde Kenner des jeweiligen musikalischen Werkes, aber auch lockende Lektüre für alle, die wenig wissen, aber gern Biographie lesen.« Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 4.12.2012
»Die Biografien der beiden Künstler, denen vor allem die Musikwelt im beginnenden Jahr gedenken wird, zeigt viele Parallelen. Zu zeigen, wie die Art, in der sie sich und ihre Ideen entfalten konnten, von persönlichen wie historischen Konstellationen abhängt, ist Verdienst eines Buches von Eberhard Straub, das den Reigen der Veröffentlichungen im Jubiläumsjahr eröffnet.« Andreas Bomba, Frankfurter Neue Presse, 02.01.2013
»Eberhard Straub schreibt unterhaltsam, spannend und mit großer Sachkenntnis.« Dorothea Hußlein, BR Klassik, 12.01.2013
»Wagner und Verdi stehen exemplarisch nicht nur für die Entwicklung des Musiktheaters, sondern verkörpern das bürgerliche Jahrhundert, in dem sie lebten und wirkten.« Christoph Schmitz, Deutschlandfunk, 13.1.2013
»Sie gelten als Antipoden nicht nur der Opernästhetik, sondern ganzer Kulturen: Musikantentum gegen Vergeistigung, Bühnenblut gegen Intellekt, Abgeordneter gegen Königsliebling, Humandrama gegen Menschheitsmythos. Fast nichts an dieser Dialektik hält näherer Prüfung stand ... Das Werk Straubs ist dank des perspektivischen Blicks vor allem ein Jahrhundertporträt.« Christian Ruf, Dresdner Neueste Nachrichten, 14.01.2013